3. Dezember 2022

Wie und wann sage ich meinem Chef, dass ich schwanger bin?

Liebe LeserIn,

hinter dem 3. Türchen des Adventskalender steht folgende Frage:

Wie und wann sage ich es meinem Chef? 

Diese Fragen kann sich auf zwei Situationen beziehen:
1. Wie und wann sage ich meinem Chef, dass ich schwanger bin?
2. Wie und wann sage ich meinem Chef, wann ich nach der Geburt wieder arbeiten möchte?

Schauen wir uns heute die erste Situation an:

Wie und wann muss ich meinen Arbeitgeber über meine Schwangerschaft informieren?

Rein theoretisch müsstest du deinen Arbeitgeber gar nicht über deine Schwangerschaft informieren. Zumindest bist du gesetzlich dazu nicht verpflichtet. Allerdings macht es normalerweise keinen Sinn, dem Arbeitgeber diese wichtige Information vorzuenthalten.

Warum? Nur wenn dein Arbeitgeber weiß, dass du schwanger bist, kannst du von den Rechten aus dem Mutterschutzgesetz profitieren. Ab dem Moment, in dem dein Arbeitgeber von deiner Schwangerschaft erfährt, gilt unter anderem Folgendes:

  • Dir kann während der Schwangerschaft und der 8 Wochen Mutterschutzfrist nach der Geburt nicht gekündigt werden.
  • Für dich und dein ungeborenes Kind gelten besondere Schutzvorschriften, zum Beispiel darf dein Arbeitsplatz keine Gefahr „für Leben und Gesundheit“ darstellen. Das bedeutet beispielsweise, dass du nachts, sonntags und feiertags nicht mehr arbeiten, keine schweren körperlichen Tätigkeiten ausüben oder nicht mehr als 8,5 Stunden am Stück arbeiten darfst.
  • Wenn durch deine Arbeit ein Gesundheitsrisiko für dich oder dein ungeborenes Kind besteht, muss dein Arbeitgeber euch also schützen und diese „unverantwortbare Gefährdung“ ausschließen. Zum Beispiel, indem er für dich besondere Schutzmaßnahmen ergreift oder dir eine andere Aufgabe gibt.
    Ist dies nicht möglich, ist er verpflichtet, für dich ein Beschäftigungsverbot (BV) auszusprechen. Er darf dich dann nicht weiter beschäftigen. Alternativ kann auch ein Arzt oder eine Aufsichtsbehörde das BV erteilen. (Das BV ist bei vielen Schwangeren deswegen so beliebt, weil du sozusagen weiter dein Gehalt bekommst, ohne dafür arbeiten zu müssen.)
  • Wenn du mehr über diese Schutzvorschriften wissen möchtest, schau mal in das Mutterschutzgesetz oder in die Broschüre „Leitfaden zum Mutterschutz“ vom Bundesfamilienministerium.

 

Soll ich den Arbeitgeber direkt oder erst nach Ablauf der ersten drei Monate informieren?

Diese Frage stellen sich viele werdene Mütter. Da die ersten drei Monate einer Schwangerschaft häufig als kritisch angesehen werden, wollen viele erst einmal das erste Trimester der Schwangerschaft abwarten, um ihren Arbeitgeber zu informieren. Das ist natürlich möglich, nimmt dir aber auch die Chance, dass dein Arbeitgeber unmittelbar Schutzmaßnahmen für dich ergreifen kann. Hier empfehle ich, grundsätzlich die Gesamtsituation abzuwägen, schließlich spielen auch emotionale Aspekte mithinein (und manchmal sogar finanzielle, wenn zum Beispiel eine Stundenerhöhung oder Gehaltserhöhung vereinbart wurden und die Schwangere Sorge hat, dass diese dann nicht mehr umgesetzt werden).

Wenn du dich entschieden hast, den Arbeitgeber zu informieren, wie gehst du am besten vor?

Hier kommt es sicherlich auf die Größe des Unternehmens an. Grundsätzlich empfehle ich, zunächst (nach Möglichkeit persönlich) mit deinem Vorgesetzten zu sprechen. Mit ihm kannst du auch abstimmen, ob du ebenfalls bereits deine Kollegen und die Personalabteilung in Kenntnis setzen möchtest oder ob du damit noch wartest. Wenn die Personalabteilung informiert wird, ist häufig eine Bestätigung des Frauenarztes / der Frauenärztin über die Schwangerschaft einzureichen.

Wie war das bei mir?

Als ich vor fast 10 Jahren schwanger war, war ich noch als Prokuristin und Teamleiterin in einer Bank beschäftigt. Ich hatte einen direkten Vorgesetzten (mit dem ich mich so „lala“ verstanden habe) und einen übergeordneten Vorgesetzten, zum dem ich ein wirklich gutes und vertrauensvolles Verhältnis hatte.

Ich hatte samstags einen positiven Schwangerschaftstest gemacht und etwas ungewollt am Abend bereits einige Freundinnen informiert (wir waren in einer Cocktailbar verabredet und es fiel auf, dass ich nur Saft bestellt hatte…). Am Sonntag hatten mein Mann und ich bereits meinen Eltern davon erzählt. Du merkst, ich war nicht gut darin, dieses „Geheimnis“ für mich zu behalten.

Montagsmorgens rief ich direkt bei meiner Frauenärztin an, um das Testergebnis bestätigen zu lassen, erhielt jedoch erst um 11 Uhr einen Termin. Daher ging ich zunächst ganz normal ins Büro und von dort aus zwischendurch zu meiner Ärztin, die meine Schwangerschaft (im frühesten Stadium) tatsächlich bestätigte.

Da es mir damals sehr wichtig war, trotz Schwangereschaft bzw. später mit Kind weiterhin „erfolgreich und zuverlässig“ im Job zu sein (zumindest was ich damals darunter verstanden hatte), habe ich nicht lange gezögert und am selben Tag meinen übergeordneten Vorgesetzen angerufen und ihn um ein persönliches Gespräch gebeten. Bei ihm gingen sofort alle „Warnlichter“ an und 5 Minuten später wusste er Bescheid. Wir vereinbarten, dass wir meine Kollegen und meinen direkten Vorgesetzten erst in einigen Wochen oder Monaten informieren würden; er wollte sich aber schon Gedanken über meine Vertretung während meiner Elternzeit machen.

Für mich fühlte es sich gut und richtig an, einen Vertrauten zu haben, der über meinen Umstand Bescheid wusste und ggf. auch Rücksicht nehmen konnte. Gleichzeitig fiel es mir schwer, gegenüber den unmittelbaren Kollegen und Mitarbeitern so zu tun, als ob alles normal wäre. Aber so schien es für mich am sinnvollsten.

Wie sinnvoll das war, stellte sich einige Wochen später heraus. Mein Arbeitgeber wollte Stellen abbauen; mein übergeordneter Vorgesetzter hielt schützend die Hand über mich, da er um meine Schwangerschaft und somit den Kündigungsschutz wusste. Als die Kündigungswelle kommuniziert wurde, nahm mich das dennoch emotional so mit (zumal sie auch direkte Kollegen betraf), dass ich stressbedingt Blutungen bekam. Meine Frauenärztin schrieb mich für zwei Wochen krank und verordnete mir absolute Bettruhe. Meinen vertrauten Vorgesetzten informierte ich natürlich auch hierüber und wir entschieden gemeinsam, dass er nun meine Kollegen und meinen direkten Chef über meine Schwangerschaft und die verordnete Bettruhe informierte. Warum haben wir uns dazu entschieden? Damit es kein Gerede gab (ich war vorher nie 2 Wochen am Stück krank gewesen) und damit sie nach meiner Rückkehr Rücksicht auf mich nahmen. Und so war es dann auch.

Diese Vorgehensweise fühlte sich für mich in meinem Kontext genau richtig an. Für andere wäre eine andere Vorgehensweise passender. Hier kann ich nur empfehlen, dass jeder das für sich entscheiden muss. Von der Tendenz her halte ich es immer für hilfreich, den Arbeitgeber (oder zumindest einen Verbündeten, der etwas zu sagen hat) früh mit „ins Boot zu holen“. Das kann dir das Arbeiten während der Schwangerschaft erleichtern.

Ich bin wie immer etwas neugierig: Erzähl doch mal, wann du deinen Arbeitgeber über deine Schwangerschaft informiert hast. Fühlte sich das für dich gut und richtig an oder hättest du es im Nachhinein anders machen sollen?

Übrigens, die zweite Frage „Wie und wann sage ich meinem Chef, wann ich nach der Geburt wieder arbeiten möchte?“ ist bei mir nicht soooo supertoll gelaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Darüber werde ich in den nächsten Tagen berichten.

Nun wünsche ich dir und deinen Lieben einen schönen Adventssamstag, freue mich auf deine Nachricht und kündige schon mal an: Morgen kannst du etwas gewinnen!

Liebe Grüße
Verena

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