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Sarah Zöllner vom mutter-und-sohn.blog hat anlässlich des Weltfrauentags zur Blogparade eingeladen und stellt die Frage: „Was stärkt dich gerade?“.

Vor dem Hintergrund des 2. Geburtstags der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine eine sehr gute Frage, die ich gerne in diesem Blogartikel beantworte. Achtung: Es wird sehr persönlich!

Ich habe kurz nachgedacht und schnell diese vier Bereiche identifiziert, die mich (gerade) stärken:

  1. Meine Handlungsfähigkeit: Ich bin aktiv statt passiv.
  2. Meine berufliche Selbstständigkeit: Ich bestimme selbst meinen Alltag.
  3. Meine Lebensweise: Besitz belastet, weniger ist mehr.
  4. Mein Umfeld: Verbindungen mit anderen Menschen geben mir Halt und Zuversicht.

1. Ich bin aktiv statt passiv.

In den vergangenen zwei Jahren der Corona-Pandemie hatte ich einige passive Phasen, insbesondere in den Monaten des Home-Schoolings. Vieles war mir weniger wichtig als sonst. Hauptsache, wir als Familie kamen körperlich und mental gut durch diese Zeit. Die Pyjama-Tage meiner Tochter habe ich in Leggins begleitet. Couchen und Basteln statt Outdoor-Aktivitäten. Meine Haarlänge wuchs immer mehr, die Pausen zwischen dem Colorieren wurden länger und die Medienzeiten des Kindes unkontrollierter. Egal, es kommen auch wieder andere Zeiten.

Dieses passive „irgendwie diese Phase durchstehen“ ist zum Glück seit einigen Monaten vorbei. Den Alltag gestalten wir wieder deutlich aktiver. Morgen gehe ich endlich zum Friseur. Und die Corona-Kilos trainiere ich neuerdings im Fitnessstudio ab.

Zu Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine ging es mir anfangs ähnlich: ich bin in eine passive Schockstarre verfallen. Ich habe im Stundentakt Nachrichten gelesen und bin fassungslos und zugleich fasziniert den vielen verrückten Diskussionen im Netz gefolgt; beispielsweise zu Themen wie „Nehme ich auf der Flucht Dollarscheine oder Goldmünzen mit oder eher Kryptowährung?“. Das hat mich allerdings nicht gestärkt. Im Gegenteil, ich war wie erschlagen.

Durch Zufall beziehungsweise durch eine E-Mail und zwei WhatsApp-Nachrichten bin ich ins aktive Tun gekommen. Und das war meine Rettung!

Zunächst schrieb der Vorstand von unserem Bouleverein eine E-Mail, dass in der Boulehalle Spenden für einen Transport in die Ukraine gesammelt werden. Eine seriöse und sinnvolle Hilfsaktion, die von erfahrenen Personen durchgeführt wurde. Das fand ich gut und habe diese Mail zwei Mal weitergeleitet: an meine lieben Kooperationspartnerinnen von der Hebammenpraxis Nestwerk Essen und der Elternschule Essen.

Die Mädels vom Nestwerk haben den Aufruf wiederum in ihrer WhatsApp-Mami-Gruppe geteilt und sich die Zeit genommen, an zwei Tagen für jeweils eine Stunde in ihrer Praxis die Türen zu öffnen und Spenden anzunehmen. Es war überwältigend, wie viele Spenden dort abgegeben wurden (siehe Foto).

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Am nächsten Abend fand im Dunkeln auf dem Parkplatz der Elternschule Essen die Übergabe weiterer Kartons und Tüten statt, die zwei Kursleiterinnen zusammengestellt hatten. Sensationell!

Unabhängig von dieser Aktion sind bei der Familie einer Schulfreundin meiner Tochter Angehörige aus der Ukraine angekommen. Innerhalb weniger Tage wurden durch etwas Kommunikation und Engagement einiger eine Wohnung und Kleidung für sie organisiert. Es tat so gut, zu helfen!

Bei diesen Aktivitäten habe ich festgestellt, dass die Bereitschaft für Sachspenden bei den Mamas in meinem Umfeld sehr hoch ist. Gleichzeitig sind nicht genügend Raum- und Personalkapazitäten vorhanden, die Sachspenden an einer zentralen Stelle zu sammeln und bedarfsgerecht zu verteilen.

Daher habe ich spontan eine Facebookgruppe gegründet („Spendengesuche und -angebote von Essener Müttern für ukrainische Familien“), die innerhalb von nur 3 Wochen auf fast 500 Mitglieder angewachsen ist. In dieser Gruppe finden lokale Spendenangebote und -nachfrage bedarfsgerecht zusammen. Ein schönes Gefühl und so einfach, zumindest einen kleinen Beitrag zu leisten!

Diese vielen positiven Erlebnisse sind Ausdruck unserer Gemeinschaft und unseres Zusammenhaltes auch in schwierigen Zeiten. Sie haben mein Grundvertrauen gestärkt, dass sich immer irgendeine Lösung finden wird.

Was stärkt mich zurzeit noch?

2. Ich bestimme selbst meinen Alltag.

Als Selbstständige lebe ich einen selbst bestimmten Alltag, was mich in meiner Handlungsfähigkeit bestärkt. Als Selbstständige bin ich nur mir gegenüber verantwortlich. Ich selbst entscheide, wann und wieviel ich arbeite. Dies war zum Beispiel in den Monaten des Homeschoolings äußerst wertvoll; und auch in diesen Tagen, in denen meine Mutter im Krankenhaus liegt und ich meine Eltern unterstütze.

Dank meiner Selbstständigkeit muss ich kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich andere Prioritäten setze und mir das Wohlergehen meiner Familie wichtiger ist. Die Kehrseite ist zwar, dass ich an solchen Tagen weniger verdiene. Dafür verdiene ich in anderen Phasen wieder mehr.

Meine Selbstständigkeit ermöglicht mir auch die Fitnessstudio-Besuche am Morgen, in denen ich auf dem Stepper hüpfend das Morgenmagazin im Fernsehen anschaue, und mich erst gegen 10 Uhr an meinen Schreibtisch setze.

Wenn mich meine Themen langweilen, variiere ich sie etwas. Wenn ich mehr Lust auf intensiveren Austausch mit meinen Kundinnen habe, vereinbare ich mehr Einzeltermine. Wenn mir meine Abendtermine zu spät sind, beginne ich sie einfach früher. Wenn ich Sorge vor Corona habe, biete ich mehr Online-Calls als Präsenzveranstaltungen an. Wenn mir nicht nach Interaktion ist, schreibe ich an einem Buch oder einen Blogartikel. Wenn kurzfristig die Schule schließt, passe ich meinen Arbeitsalltag spontan an. Grundsätzlich ist alles möglich.

Diese Freiheit und Selbstbestimmung genieße ich sehr und meine ganze Familie profitiert davon. Wir haben ein entspanntes Familienleben, weil unser Alltag wenig fremdbestimmt und „durchgetaktet“ ist. Das gibt uns Energie und Lebensqualität.

3. Meine Lebensweise: Besitz belastet, weniger ist mehr.

Auch wenn ich nach außen ein „ganz normales“ Leben führe, bin ich in der Tiefe meines Herzens Minimalistin. Ich mag leere Räume. Ich mag es, Dinge loszulassen und zu entrümpeln. Mich fasziniert der Gedanke, nur wenige, dafür umso schönere Dinge um mich zu haben. Und ich mag es sehr, Dinge einfach zu halten. „Keep it short and simple“, ist ein Motto von mir (auch wenn dieser Blogartikel alles andere als kurz ist).

Schon in jungen Jahren dachte ich, dass Besitz belastet. Je weniger ich besitze, desto einfacher kann ich umziehen oder mein Leben in eine andere Richtung lenken. Dies ist einer der Gründe, weshalb wir zur Miete wohnen und nicht im Eigentum (neben den aktuell absurd hohen Immobilienpreisen). Es beruhigt mich zu wissen, dass wir einfach umziehen können, wenn unser Stadtteil uns nicht mehr gefällt oder wenn sich unser Platzbedarf ändert.

Ich lebe grundsätzlich schuldenfrei und möchte keine komplizierten Verträge abschließen.

Unsere Autos beispielsweise sind jeweils für ein Jahr gemietet. Ich kann also jedes Jahr aufs Neue überlegen: Benötige ich noch ein Auto? Wie groß oder klein soll es sein? Ich mag diese Flexibilität.

Als vor einigen Wochen die theoretische Gefahr eines neuen Weltkrieges oder einer Nuklearkatastrophe in den Medien thematisiert wurde, hatte ich hin und wieder den Gedanken: Was für eine Erleichterung, dass wir relativ „vogelfrei“ sind und theoretisch woanders hingehen könnten. Wir haben kein Haus und keine anderen Verpflichtungen, die uns diesbezüglich „im Weg stehen“ würden. Abgesehen von unseren Lieben natürlich.

Und damit bin ich beim 4. und letzten Punkt der Dinge, die mich gerade stärken.

4. Verbindungen mit anderen Menschen geben mir Halt und Zuversicht.

Mein Umfeld, also die Menschen um mich herum, stärken mich in diesen Tagen noch mehr als sonst. Sie geben mir Halt und Zuversicht.

Diese tiefe Verbundenheit zu meinem Umfeld beginnt bereits in meinem äußeren Umfeld. Jeden Mittwoch kaufe ich am selben Marktstand ein. Das ältere Paar, das diesen Stand betreibt, kennt mich und ich kenne sie. Bücher kaufe ich grundsätzlich nur in unserer Stadtteilbuchhandlung. Ich mag es, die Einzelhändler zu kennen und das Gefühl zu haben, das auch sie mich kennen. Eine persönliche statt anonyme Geschäftsbeziehung, Beständigkeit und Vertrautheit schätze ich hier sehr. Auch gebe ich hier deutlich lieber mein Geld aus als für anonyme Konzerne, die keine Steuern zahlen.

Auch die Beziehung zu meinen „Businesspartnern“ ist mir wichtig. Meine geschäftlichen Partner oder Kooperationspartner sind hauptsächlich Privatpersonen, aber auch Hebammenpraxen und Bildungseinrichtungen. Mit meinen Ansprechpartnern habe ich ein sehr vertrauensvolles, fast freundschaftliches Verhältnis; sie kennen mich sehr gut und ich kenne sie sehr gut. Wir nehmen Rücksicht aufeinander und können uns jederzeit aufeinander verlassen. Dieses Gefühl gibt mir Stärke und Vertrauen in meine berufliche Situation.

Am meisten stärkt mich meine Familie.

Mein Mann und meine Tochter geben mir ein endloses Grundvertrauen in das Leben. So lange wir zusammen sind, kann uns nichts passieren. Besonders schön finde ich, dass ich bei meiner Tochter mit ihren 8 Jahren bereits erkennen kann, was für eine wunderbare Persönlichkeit sie ist. (Mein Mann und ich klopfen uns regelmäßig heimlich auf die Schulter, dass wir so ein tolles Kind haben und (bis jetzt) (scheinbar) alles richtiggemacht haben. Machen das eigentlich alle Eltern? Oder freuen wir uns zu früh, weil uns die Pubertät noch bevorsteht?) Besonders faszinierend finde ich, dass meine Tochter manchmal einen wirklich rationalen Blick auf die Dinge hat und mit ihren Sachargumenten manche Gedanken von mir als völlig unberechtigte Sorgen entlarvt.

Aber auch die weiteren Familienmitglieder und langjährige Freundinnen geben mir Halt und die Zuversicht, dass alles irgendwie gut wird, bleibt und sein wird; so lange wir nicht am Status quo festhalten und für Veränderungen im Leben offen bleiben.

Und was stärkt dich in diesen Tagen?

Erzähl doch mal und schreib einen Kommentar!

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