22. Dezember 2022

Betreuung des Kindes

Liebe LeserIn,

wow, in 2 Tagen ist schon Weihnachten! Und dann endet dieser Newsletter-Adventskalender für werdende Eltern. Ich habe den Eindruck, dass wir die wichtigsten Themen besprochen haben und du einiges an Material erhalten hast, das du in Ruhe „nacharbeiten“ kannst.

Einen Überblick über alle Themen und Inhalte findest du auf meiner Webseite. Voraussichtlich bis Ende Janaur 2023 lasse ich die Inhalte dort stehen.

Heute widmen wir uns dem Thema „Betreuung“. Gibt es darüber hinaus etwas, was dich interessiert oder wozu du Fragen hast? Dann hast du heute die Chance, auf diese Mail zu antworten und mir deine Fragen zu schicken. Im morgigen Newsletter beantworte ich alle noch offenen Fragen

Betreuung

Als ich schwanger war, dachte ich (völlig naiv): Wenn meine Tochter 1 Jahr alt ist, geht sie in die Ganztagsbetreuung in einen Kindergarten. Das ist bestimmt schön für sie mit anderen Kindern. Und ich arbeite bis zu ihrem 3. Geburtstag Teilzeit und danach wieder Vollzeit.

Tatsächlich kam dann alles anders: Da ich mir im Job-Sharing meinen Arbeitsplatz mit einer Kollegin (ebenfalls in Teilzeit und Mutter eines Kindergartenkindes) teilte und sie vormittags arbeitetete, sollte ich zunächst nachmittags arbeiten. Irgendwie haben wir das betreuungstechnisch hinbekommen, da mein Mann als Lehrer die Stundenplaner überredet hatte, an den meisten Tagen zur 1. Stunde um 7:35 Uhr anfangen zu können. Außerdem haben meine Eltern sich um meine Tochter gekümmert, allerdings unter der Bedingung, dass wir sie immer zu ihnen bringen. Das bedeutete sehr viel Fahrerei und Organisationsaufwand, aber irgendwie ging es. Und es hatte drei Vorteile: Wir hatten keine Betreuungskosten (im Gegenteil, vor 8 Jahren gab es zwischenzeitlich das Betreuungsgeld in Höhe von 150 € monatlich für alle, die keinen Betreuungsplatz in Anspruch genommen haben), meine Tochter war in den besten Händen und veränderte Arbeitszeiten oder Überstunden konnten wir mit noch mehr Orga- und Abstimmungsaufwand (zum Teil Kindübergabe am Bahnhof u.ä.) auffangen. 

Mit einem Jahr hatte sie auch noch keinerlei Interesse an anderen Kindern. Übrigens auch nicht am Essen, ich habe sie zu der Zeit noch voll gestillt. Für sie war das Ganze optimal.

Für uns (meinen Mann, meine Eltern und mich) wurde das gesamte Konzept immer anstrengender und wir haben unsere Tochter bei verschiedenen Kitas angemeldet. Tatsächlich haben wir in den ersten zwei Jahren nur Absagen erhalten (ich glaube aber auch, dass wir durchs Raster gefallen sind, weil wir ja die Betreuung familiär sicherstellen konnten). Erst mit 2,5 Jahren haben wir dann einen Betreuungsplatz mit 25 Wochenstunden bei einer Tagesmutter gefunden, die uns gefallen hat. Ironischerweise genau zu dem Zeitpunkt, zu dem ich meinen Arbeitsvertrag gekündigt hatte.

Für meine Tochter war der Einstieg mit wenigen Stunden bei der Tagesmutter im Alter von 2,5 Jahren optimal. Allerdings wurde sie nie ein begeistertes Betreuungskind, auch nicht später im Kindergarten. Dort haben wir zwar 4 Jahre lang für 45 Betreuungsstunden in der Woche bezahlt, sie an den meisten Tagen aber direkt nach oder zum Teil sogar vor dem Mittagessen abgeholt, sofern wir (also ich) das organisieren konnten (die Vorteile der Selbstständigen). Häufig war das der Deal, damit sie morgens überhaupt in den Kindergarten ging und mich bei der Verabschiedung irgendwann (möglichst ohne Tränen) losließ. Heute als Schulkind geht sie sehr gerne in die Betreuung und an einigen Tagen sogar länger als sie eigentlich müsste.

Was ich mit meiner Geschichte sagen möchte: Wir selbst machen Pläne und strukturieren unseren Alltag durch, übersehen aber dabei, dass das Kind eigene Bedürfnisse und einen Charakter hat, den wir erst einmal kennenlernen dürfen. Es gibt Kinder, die sehr gerne in die Betreuung gehen. Es gibt aber auch Kinder, die – wenn sie die Wahl haben – lieber zu Hause bleiben und den ganzen Tag mit Mama oder Papa verbringen möchten.

Mein größtes Learning nach der Geburt meiner Tochter war: Sie hat eigene Bedürfnisse und einen eigenen Willen, und zwar von der ersten Sekunde ihres Lebens an. Gegen ihren Willen zu planen, bedeutet häufig Stress und Tränen. Daher habe ich früh damit begonnen, unseren Alltag an die Bedürfnisse und das (langsame) Tempo unseres Kindes anzupassen (auch wenn ich das vor der Geburt niemals gedacht hätte!). Das ist sicherlich nicht immer einfach und nicht möglich, wenn mehrere Kinder in einer Familie leben oder die beruflichen Rahmenbedingungen unflexibel sind. Mein Ansatz ist es, eher an der beruflichen Stellschraube zu drehen und die Rahmenbedingungen anzupassen, aber das ist natürlich eine höchst individueller Entscheidung, die jede Familie für sich treffen muss. Und ich schweife ab.

Was ich sagen möchte: Plant die Betreuungssituation für euer Kind und schaut, wie es für euch (und euer Kind) passt und wie es funktioniert. Dann könnt ihr immer noch Veränderungen vornehmen. Für den Fall, dass die Eingewöhnung nicht klappt, habe ich einen Blogartikel geschrieben, der gerade in den typischen Eingewöhnungsmonaten August, September und Oktober jedes Jahr die höchsten Leserzahlen erreicht. Unter diesem Link kannst du ihn lesen.

Abschließend noch ein paar Stichworte, die bei der Planung eurer Betreuung eine Rolle spielen können: 

  • Beginn der Betreuung (ab bestimmten Alter oder zu Beginn eines neuen Kindergartenjahres im August/September ?)
  • Betreuungseinrichtung: Tagesmutter/-vater/Großtagespflege oder Krippe/Kindertagesstätte? Privat, kirchlich, staatlich oder vom Arbeitgeber? 
  • Am Wohnort oder am Arbeitsort (meine Empfehlung ist grundsätzlich am Wohnort)?
  • 25, 35 oder 45 Wochenstunden?
  • Betreuungskosten sind in der Regel abhängig vom Einkommen. In einigen Städten und Gemeinden kostet die Betreuung nichts. Erkundige dich frühzeitig, mit welchen Kosten ihr rechnen solltet. 
  • Pädagogisches Betreuungskonzept / persönlicher Eindruck der Einrichtung / Essen etc.

Wie geht es dir mit dem Betreuungsthema? Bist du tiefenentspannt oder ist das für dich ein eher emotionales Thema?

Ich bin gespannt auf eure Antworten!

Herzliche Grüße
Deine Verena

P.S. Denk dran: Wenn du eine Frage oder ein Thema hast, zu dem ich morgen etwas schreiben soll, dann lass es mich bis heute Abend wissen!

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