12. Dezember 2022

Das Wochenbett – Tipps und Erfahrungen

Liebe LeserIn,

wow, heute ist schon Halbzeit! Ich freue mich sehr, dass sich noch niemand von diesem Adventskalender abgemeldet hat und dass einige von euch mir auch geantwortet haben.

Heute reden wir über das Wochenbett. Dazu möchte ich zunächst erzählen, wie meine ersten Tage nach der Geburt waren.

Das Wochenbett – So lief es bei mir

Als ich schwanger war, hatte meine Hebamme mir zwar vorher etwas dazu gesagt, aber das war geistig nicht richtig zu mir vorgedrungen. Insofern hatte ich mich nicht auf das Wochenbett vorbereitet und wusste gar nicht so richtig, was das ist.

In meiner Aufregung und Angst vor der Geburt hatte ich immer nur bis zur Geburt gedacht, aber keinen einzigen Tag darüber hinaus. Daher hat es mich eiskalt erwischt, als ich plötzlich nach der Geburt meine Tochter wickeln sollte (keine Ahnung, wie das gehen sollte). Das Stillen hat auch nicht funktioniert, was im Krankenhaus erst 3 Tage später aufgefallen ist, als meine Tochter einiges an Gewicht verloren hatte. Ich selber hatte keinen blassen Schimmer von nichts: ich wusste nicht, was ich tun musste oder was von mir erwartet wurde. Ich war wirklich sehr schlecht vorbereitet. Das alles änderte sich erst, als meine Hebamme sich am 5. Tag nach der Geburt einmischte und „das Ruder in die Hand nahm“.

In meinem Fall muss ich gestehen: Auch meine Familie hatte keine Ahnung vom Wochenbett. Weil meine Tochter das erste Kind in der gesamten Großfamilie war, wollten alle ins Krankenhaus stürmen und uns besuchen. Zwar hatte ich eine wirklich leichte Geburt und war körperlich fit, war aber mental völlig überfordert. Das wurde auch nicht besser, als mein Mann in der Nacht nach der Geburt nach dem „Baby pinkeln“ den Weg ins Krankenhaus nicht zurückfand bzw. an der härtesten Türsteherin der Stadt (Krankenhauspforte) alkoholisiert nicht in unser Familienzimmer kommen durfte und nicht mehr in der Lage war, mich darüber zu informieren.

Am nächsten Tag fand die U2 im Krankenhaus statt und der Arzt stellte eine mögliche Behinderung unserer Tochter in den Raum (und notierte diese im Untersuchungsheft), machte aber keinerlei Anstalten, diese Behauptung durch weitere Untersuchungen zu bestätigen oder zu widerlegen. Völlig überrumpelt erzählte ich das allen Familienmitgliedern, die mich im Krankenhaus besuchten, aber niemand nahm mich Ernst und alle sagten „Ach Quatsch, die Kleine hat doch nichts.“ Der Höhepunkt war der Besuch meiner Schwiegermutter, die ein paar Monate vorher nach Portugal gezogen war und nun mit 6 (!) mir völlig unbekannten, angeheirateten portugiesischen Verwandten ins Krankenhaus marschierte. Mein Mann ist Lehrer und war (noch völlig verkatert und nicht ansprechbar) in der Schule. Jede Nacht wurde ich von den Schwestern geweckt, um mein Baby wiegen zu lassen. Nach 3 Tagen musste ich im 3 Stunden-Rythmus (Tag und Nacht) abpumpen und zufüttern.

Die Geburt hatte ich wirklich gut überstanden, aber die Tage danach waren die Hölle. Mir fehlten Ruhe, Schlaf und gutes Essen. Und nach der Krankenhaus-Entlassung wurde es zu Hause auch nicht besser…

Zurück zum Wochenbett: 

Das Wochenbett sind die 6 bis 8 Wochen nach der Geburt, in denen du als Mama nichts tun sollst außer mit dem Baby zu kuscheln, zu schlafen und dich von der Schwangerschaft und Geburt zu erholen. 

Das Wochenbett als Zeit der Ruhe und Erholung? Gar nicht so einfach, wenn dein Körper noch rumpelt, weil die Organe sich ihren alten Platz suchen, während deine Emotionen und Hormone noch Achterbahn fahren, das Stillen eine ganz eigene Herausforderung ist und du einfach Zeit benötigst, dein Baby in Ruhe kennenzulernen und dich in deiner neuen Rolle als Mama zurecht zu finden. Gut ist es, wenn du jetzt fürsorgliche Menschen (deinen Partner, deine Mutter oder eine andere vertraute Person) um dich hast, die sich liebevoll um dich und dein Baby kümmern: Essen kochen, Haushalt erledigen, Einkaufen, Waschen.

Eine besondere Belastung so kurz nach der Geburt sind die zahlreichen Willkommens-besuche der Familienmitglieder, die es kaum erwarten können, den neuen Erdenbürger zu begrüßen und euch zu gratulieren. Schwierig wird es, wenn sie zu laut und übergriffig sind und euch mehr Nerven und Kraft kosten anstatt Freude zu bereiten.

Daher meine absolute Empfehlung: Ihr entscheidet, was passiert

Denn es geht auch anders! Besprecht vorher, wie ihr euch die ersten Tage und Wochen (!) mit Baby vorstellt, und kommuniziert das klipp und klar an eure Lieben. Ihr seid die Hauptpersonen. Ihr entscheidet, was wann in welchem Rahmen passiert! Besucher sollen euch lieber helfen, indem sie Essen vorbeibringen oder das große Geschwisterkind bespaßen. Hab Geduld mit dir selbst und gönn dir die Zeit und Ruhe, die du benötigst!

Aus diesem Grund habe ich diese Wochenbett-Wunschlisten-Postkarte erstellt. Vielleicht helfen sie dir bei der Kommunikation mit der Familie?

Die Rolle des Partners

Es macht Sinn, dass dein Partner ab Geburt mindestens einen Monat Elternzeit nimmt. Wenn er das nicht kann, sollte er zumindest 14 Tage Urlaub nehmen (besser länger). Auch wenn dein Mann nicht stillt, kann er das Baby tragen, wickeln, versorgen, dir Zeit für dich geben, dich bekochen, schlafen lassen, entlasten und einfach für dich und euer Baby da sein. Gemeinsam geht das deutlich einfacher als alleine. 

Mütterpflegerin als Unterstützung im Wochenbett
Sollte dein Partner – aus welchen Gründen auch immer – in dieser Zeit nicht zu Hause sein können und solltest du auch sonst niemanden haben, der dann für dich da ist, kann eine Mütterpflegerin eine Unterstützung sein.

Mögliche Aufgaben der Mütterpflegerin sind: Einkaufen, Kochen, Spaziergänge mit dem Säugling, Betreuung von Geschwisterkindern, Gespräche rund um die Fragen einer Mutter im Wochenbett. Es kann sein, dass die Kosten von deiner Krankenkasse übernommen werden. Erkundige dich rechtzeitig, ob eine Mütterpflegerin für dich in Frage kommt.

Bereitet euch vor! 

Ich empfehle dir, dich mental mit dem Wochenbett auseinanderzusetzen und einige Dinge vorzubereiten: zum Beispiel Einkaufen, Essen vorkochen, Hilfe organisieren, Besuche abstimmen. Das beigefügte pdf dient dir dabei als Unterstützung. 

Erzähl mir gerne, ob und wie du dich auf das Wochenbett vorbereitest. Und wenn du schon ein Kind hast: Hat es dich nach der Geburt auch so „eiskalt erwischt“ wie mich oder hast du es besser gemacht und hattest eine entspannte(re) Zeit?

Wenn du noch andere Tipps hast, wie werdende Eltern sich auf das Wochenbett vorbereiten können, immer her damit! Ich gebe die Infos gerne weiter!

Liebe Grüße und bis morgen
Deine Verena

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