10. Dezember 2022

Wo soll unser Kind auf die Welt kommen?

Liebe LeserIn,

heute geht es um die Frage, die sich alle werdenden Eltern irgendwann stellen:

Wo soll unser Kind auf die Welt kommen?

Die Geburt eines Kindes ist aufregend, einmalig und mit ganz viel Unsicherheit verbunden. Umso wichtiger ist es, dass ihr das Gefühl habt, in guten Händen zu sein.

Für die meisten Paare bedeutet das, dass ihr Baby in einem Krankenhaus geboren wird (dazu gleich mehr). Es gibt aber auch Alternativen zur klassischen Krankenhausgburt, zum Beispiel ein Geburtshaus oder eine Hausgeburt.

Geburtshaus

Ein Geburtshaus wird von Hebammen geleitet und gilt als eher intimer, familiärer und geborgener Ort der Geburt. Hier stehen weniger die medizinischen und mehr die emotionalen Aspekte im Vordergrund.

Ein Grund für das Geburtshaus ist, dass du hier die Geburt deines Kindes bewusster und selbstbestimmter gestalten kannst als dies in der Regel im Krankenhaus möglich ist. Andererseits ist die medizinische Versorgung nicht vergleichbar; es kommt also darauf an, was euch (dir!) wichtiger ist.

Eine Übersicht aller Geburtshäuser findest du auf der Webseite des deutschen Hebammenverbandes unter diesem Link.

Hausgeburt

Auch eine Hausgeburt, also die Geburt eures Kindes in eurem eigenen Zuhause, ist grundsätzlich möglich. Viele Frauen halten dies für den natürlichsten und selbstbestimmtesten Ort der Geburt.

Ob eine Hausgeburt für euch geeignet ist, hängt unter anderem von eurem Charakter, euren Wünschen und der medizinischen Ausgangslage ab.

Wichtig ist dabei, frühzeitig eine Hebamme zu finden, die euch bei der Hausgeburt begleitet. Hier heißt es, sich direkt nach dem positiven Testergebnis auf die Suche zu machen…

Auch die Kosten für eine Hausgeburt werden von der Krankenkasse übernommen. Lediglich die Kosten für die Rufbereitschaft der Hebamme um den Geburtstermin müsst ihr in der Regel privat bezahlen.

Krankenhaus

Je nachdem, wie und wo du lebst, hast du die Wahl zwischen mehreren Krankenhäusern. 

Überlegt euch, was euch bei der Wahl des Krankenhauses wichtig ist:

  • Ist es die Anzahl und Ausstattung der Kreißsäle?
  • Die Größe der Geburtsstation und Anzahl der Geburten?
  • Soll es eine angeschlossene Intensivstation für Früh- und Neugeborene geben?
  • Wie ist der Ruf der Geburtsstation?
  • Gibt es Familienzimmer?
  • Wie ist die Entfernung bzw. Erreichbarkeit?

Die meisten Krankenhäuser bieten eine Kreissaalführung (in Präsenz oder online) und/oder einen Informationsabend an. Dort erfahrt ihr einiges über die Abläufe und Schwerpunkte der Geburtsstationen und bekommt bereits einen ersten Eindruck über die handelnden Personen (Hebammen und Ärzte) und Räumlichkeiten.

Wenn ihr auf dem Land lebt, habt ihr möglicherweise nur ein Krankenhaus in erreichbarer Nähe. Dann müsst ihr nicht viele Entscheidungen treffen. 

Ein paar Gedanken zur aktuellen Situation

Die oben stehenden Informationen habe ich bewusst sachlich informiert. Ich weiß aber von vielen Schwangeren und aus eigener Erfahrung, dass die Geburt und damit auch der Ort der Geburt ein hochemotionales Thema sind.

Ich lebe in Essen, einer großen Stadt im noch viel größeren Ruhrgebiet. Vor 10 Jahren konnten wir innnerhalb von Essen zwischen 5 Krankenhäusern für die Geburt wählen. In den letzten Jahren und Monaten hat sich das dramatisch geändert, in Essen gibt es heute nur noch 2 Krankenhäuser mit Geburtsstation. Das führt zu Frust und Unsicherheit bei vielen werdenen Elternpaaren. 

Die große Unzufriedenheit über diese Umstände kann ich verstehen. Und dennoch ist es etwas, auf das wir keinen direkten Einfluss haben. Es hat politische und finanzielle Gründe, die wir bei der nächsten Wahl mit unserer Stimme beeinflussen können, aber nicht hier und heute. Daher empfehle ich, die Energie zu sparen, sich nicht mit anderen Schwangeren über diese unglücklichen Bedingungen aufzuregen, sondern ganz neutral zu schauen, welche Lösungen es für dich und deinen Partner gibt. Von den Essenerinnen fahren nun viele zur Geburt nach Bochum, Herdecke oder Düsseldorf. Sie haben dann einen weiteren Weg, können dies aber immerhin selbst entscheiden.

Wenn du nun so ländlich lebst, dass es nur das eine Krankenhaus ohne Alternative gibt, dann ist das so. Dann überleg dir, ob eine Beleghebamme oder Doula deine Situation verbessern kann (siehe meine Mail vom 8.12.). Und wenn nicht – Du kannst dort trotzdem eine schöne Geburt erleben und einen guten Start mit eurem Baby in das Familienleben haben. Wie so oft im Leben hat das viel mit deiner inneren Einstellung und Haltung zu tun. Positives Denken hilft in allen Lebenslagen, auch bei einer Geburt.

Besser als die Sylter Verhältnisse

Falls es ein kleiner Trost für dich ist – es gibt immer andere, denen es weniger gut ergeht. Eine Sylterin erzählte mir vor einigen Monaten, wie die Geburten von Sylter Babys ablaufen. Seit einigen Jahren gibt es in den Sylter Krankenhäusern keine Geburtsstationen mehr. Das bedeutet: Im Notfall wird die Schwangere per Hubschrauber von der Insel gebracht. Im Normalfall verlässt die Schwangere 14 Tage vor dem errechneten Geburtstermin die Insel und zieht in ein Boardinghaus in Hamburg oder Flensburg. Dort wohnt sie (alleine) in einem kleinen Zimmer und wartet, bis die Geburt losgeht. Dann ruft sie sich ein Taxi und fährt alleine in ein Krankenhaus in dieser fremden Stadt. Gleichzeitig informiert sie ihren Partner, dass es losgeht. Dieser erwischt mit etwas Glück den nächsten Autozug (wenn dieser denn fährt) und ist ca. drei-vier Stunden später in Hamburg. Mit noch etwas mehr Glück ist er also rechtzeitig bei der Geburt seines Kindes dabei, vielleicht hat seine Frau in der Zwischenzeit aber schon alleine das gemeinsame Kind auf die Welt gebracht. ich muss gestehen, dass mir die Tränen kamen, als ich das gehört habe.

Vielleicht ist es also ein schwacher Trost für dich, dass du vielleicht nicht in der perfekten Krankenhausumgebung dein Kind auf die Welt bringen kannst, aber du hast mit großer Wahrscheinlichkeit deinen Partner an deiner Seite und kannst so lange wie möglich zu Hause in deiner gewohnten Umgebung bleiben, mit deiner Familie und deinen Freunden in der Nähe. Etwas Dankbarkeit für die positiven Aspekte kann helfen, die weniger guten leichter zu akzeptieren.

Entscheidungsfindung: Listen erstellen und abgleichen

Wenn du unsicher bist, mach dir eine Liste mit allen Aspekten rund um die Geburt, die dir wichtig sind. Nun schau ein zweites Mal über die Liste und markiere, was dir sehr wichtig ist und worauf du auf keinen Fall verzichten möchtest. Markiere in einer anderen Farbe die Aspekte, die „nice to have“ sind, auf die du notfalls aber verzichten kannst. Nun lege eine weitere Liste mit allen Geburtsmöglichkeiten an und gleiche ab, bei welchen dieser Möglichkeiten deine absolut notwendigen Aspekte erfüllt sind. Vielleicht erleichtert dir diese Vorgehensweise die Wahl, wo dein Kind auf die Welt kommen soll.

Wie sieht es bei dir aus: Ist die Wahl des Geburtsortes ein großes Thema für dich oder ist schon alles klar? Schreib mir gerne eine Nachricht, ich freue mich über jede Antwort.

So, genug für heute, morgen gibt es wieder etwas zu gewinnen!

Ich wünsche dir einen entspannten Adventssamstag und sende dir herzliche Grüße!
Deine Verena

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