Alles ist okay, solange du dich wohlfühlst.
In diesem Blogbeitrag geht es um maximale Toleranz für dich und dein Leben als Mutter und Vater.
Ja, genau! Um nichts weniger.
Ich muss gestehen, dass ich mich häufig zerrissen fühle:
Die Politik und die Medien sagen uns, dass die Väter sich mehr ins Familienleben einbringen und länger Elternzeit nehmen sollen. Viele Arbeitgeber hingegen finden das nicht so toll.
Ein Teil der Gesellschaft sagt, dass Mütter mehr arbeiten sollen, schließlich haben wir einen Fachkräftemangel und benötigen Rentenbeitragszahler. Das bisschen Kind…
Die Kitas sind am Limit, haben Personalengpässe und alle Eltern wünschen sich, dass ihr Kind liebevoll betreut wird, während sie schon froh sein dürfen, wenn die Kita nicht früher schließt.
Wenn der Vater sich nicht genügend einbringt, heißt es „Augen auf bei der Partnerwahl“. Gleichzeitig soll jede Mutter der finanziellen Unabhängigkeit und dem beruflichen Glück hinterherjagen.
Auf der anderen Seite erzählen mir viele Mütter leise hinter vor gehaltener Hand, dass sie viel lieber noch länger zu Hause bleiben möchten und sich noch gar nicht bereit fühlen für das Arbeitsleben da draußen… Kann ich sehr gut verstehen, mir ging es genauso.
Aber das schlechte Gewissen, der eigene Anspruch, unser Wunsch nach Unabhängigkeit, unser Frauenpower-Sister-Dings sowie unser Verantwortungsgefühl gegenüber dem Partner, Arbeitgeber oder unseren Eltern, die das teure Studium finanziert haben, sprechen eine andere Sprache…
Bevor wir jetzt kollektiv schlechte Laune bekommen, kürze ich mal ab:
Ich wünsche mir mehr Toleranz für jedes Familienmodell. Nein, noch mehr: ich wünsche mir absolute Entscheidungsfreiheit für jedes Paar und jede Familie. Ohne sich erklären zu müssen und ohne schlechtes Gewissen. Jeder sollte frei entscheiden können, wie lange sie (oder er) zu Hause mit dem Kind bleibt oder wann und wie viel sie (oder er) arbeitet.
Es ist okay, wenn du als Mutter 8 Wochen nach der Geburt wieder arbeiten gehst.
Der Verzicht auf die mütterliche Elternzeit kann verschiedene Gründe haben: Zum Beispiel weil du als Mutter beruflich glücklicher bist als der Vater, der sich lieber um das Kind kümmert. Oder weil du deutlich mehr verdienst. Oder weil du ein besonders ausgeprägtes Bedürfnis nach finanzieller Sicherheit hast. Vielleicht ging der Kinderwunsch auch mehr vom Vater aus als von dir? Wir wissen es nicht und es geht uns auch nichts an. Es ist in Ordnung, wie ihr es macht.
Und es ist genauso okay, wenn du 3 Jahre zu Hause bleibst.
Die Entscheidung, als Mutter deine gesamten 3 Elternzeitjahre mit deinem Kind zu Hause bleiben zu wollen, kann ebenfalls verschiedene Gründe haben:
Vielleicht hast du eine lange Kinderwunsch-Zeit hinter dir und möchtest dieses Wunder nun so lange wie möglich genießen. Oder du möchtest aus pädagogischen Gründen dein Kind erst spät betreuen lassen, weil du nicht an unser Betreuungssystem glaubst. Vielleicht warst du bereits beruflich erfolgreich und gönnst dir jetzt diese Auszeit. Oder du hattest nie berufliche Ambitionen und wünschst dir eine große Familie. Egal, was deine Gründe sind, es ist in Ordnung.
Und egal, was eure Gründe sind – Ihr entscheidet, wie ihr euer Leben mit Kind gestaltet. Andere haben kein Recht, darüber zu urteilen (weder laut geäußert noch still gedacht). Niemand soll euch ein schlechtes Gewissen machen. Und ihr sollt euch nicht rechtfertigen müssen.
Ist das die Realität? Wie erlebst du das?
Nach meiner Erfahrung wird einem als Eltern – quasi über Nacht – permanent ein schlechtes Gewissen gemacht, weil man angeblich schlechte Entscheidungen trifft oder etwas falsch macht. Plötzlich wird alles von jedem kommentiert. Egal, ob es ihn betrifft oder nicht.
Warum ist das so? Weil man einen Kinderwagen vor sich herschiebt? Weil unsere Kinder unsere Zukunft sind und unsere Gesellschaft sie so dringend benötigt?
Auch wenn die Realtität anders aussieht, lasst uns gemeinsam dagegen angehen und für mehr Toleranz werben. Lasst uns durch unser Verhalten ein gutes Beispiel für mehr Toleranz sein. Und durch unsere Entscheidungen, wie wir unser Leben gestalten. Egal, was die Kollegen, die Schwiegermutter oder der Nachbar dazu sagen.
Alles ist okay, solange du dich wohlfühlst.
In der Rubrik „Es ist okay“ werde ich nun regelmäßig etwas schreiben und damit für mehr Toleranz, freie Entscheidungsfreiheit ohne Druck und ohne fremde Urteile werben.
Machst du mit? Erzähl doch mal, bei welchem Thema dir ein schlechtes Gewissen gemacht wurde oder welche dummen Kommentare du dir als (werdende) Mutter oder Vater anhören musstest.
Ich bin gespannt auf deine Geschichte!
Herzliche Grüße
Deine Verena
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Liebe Verena, vielen Dank für deinen Artikel. Ich bin auch dafür, dem Elternsein mehr Toleranz entgegenzubringen. Ich bin selbst Elterncoach und seit knapp 2 Jahren Vater. Ich bin kein Befürworter von Schwarz/ Weiss denken, doch glaube ich schon, dass es bestimmte Voraussetzungen gibt, welche bei Kindern eine positive Entwicklung begünstigen. Ich würde dafür einstehen, Eltern mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu ermöglichen, wie z.B. dass beide Eltern das Kind in den ersten 3 Jahren betreuen können. Da geht mir das Elterngeld zu wenig weit, weil es davon ausgeht, dass ein Elternteil ausreicht. Das Bild was damit bedient wird ist, dass die Betreuung das wichtigste sei. Wie sieht es aber mit dem Beziehungs- und Bindungsaufbau aus? Gerade Väter tun sich aus meiner Sicht schwer, die Bindung zu ihren Kindern aufzubauen. Ich finde es auch richtig, wenn Eltern mehr von der Gesellschaft mehr im Schaufenster stehen. Dies weil ich den Eindruck habe, dass Elternsein etwas vom schwierigsten ist, was es überhaupt gibt und es deshalb auch zu vielen Überforderungssituationen kommt, weil wir glauben alles „managen“ zu können. Herzliche Grüsse Mihaly
Lieber Mihaly,
vielen Dank für deinen wertvollen Kommentar! Ich gebe dir völlig Recht.
Liebe Grüße und alles Gute für dich und deine Familie
Verena